drucker und das drucken

woher ich komme

Ich bin mittlerweile einige Jahre im Print-Business tätig und habe in dieser Zeit extrem viel gelernt über Dinge wie Anschnitt, Sicherheitsränder, Farbprofile und so weiter. Das würde ich alles als sehr profitables Wissen einordnen — zumindest, was das Anlegen der Druckdaten betrifft.

Jetzt entdeckte ich die Tage eine Funktion in Affinity Publisher (der DTP Software meiner Wahl, das steht für Desktop-Publishing), die mir meine entworfenen Seiten so zusammensetzt, dass ich sie als Druckbögen für eine Broschüre ausdrucken kann: Am Ende liegen die Blätter so bereit, dass ich sie nur zusammenfalten und tackern muss, fertig ist die Broschüre. Aber wer schon einmal irgendwas anderes außer Text auf einem Heim-Drucker ausgedruckt hat, weiß: Nein, so einfach wird das nicht.

Und da ich zu dieser Kategorie Menschen gehöre (und ohnehin viel mit Technik zu tun habe), war mir klar, dass es einige Stolperfallen geben wird … Aber mit so vielen hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet.

was mich den verstand gekostet hat

erstens

Erstens hatte ich den Füllstand der Tintenpatronen nicht auf dem Schirm. In Laserdruckern halten Tonerkartuschen generell etwas länger und diese Technik hat für manches Vorhaben auch ihre Vorteile, aber grundsätzlich kann man sagen, dass die Drucke aus Tintenstrahldruckern deutlich farbenfroher und feiner werden. Sofern denn alles optimal ist, was selten der Fall ist.

Da wir seit geraumer Zeit Tinte von Drittanbietern benutzen (Originaltinte vom Hersteller mit zwei Buchstaben kostet mehr als menschliches Blut, das kann es nicht sein), kann der Drucker keine Füllstandsanzeige mehr bieten. Bei den ersten Testdrucken musste ich also bald feststellen, dass die schwarze Patrone sich langsam verabschiedete. Schnell ausgetauscht, ausgerichtet und weiter. Wegen anderer Probleme, auf die ich gleich eingehen werde, ging dann noch vor einem zufriedenstellenden Ergebnis der Gelbanteil in der Farbpatrone zur Neige. Leider haben wir einen Drucker (von der Firma mit den zwei Buchstaben), dessen Farbpatronen kombiniert CMY enthalten (Cyan, Magenta und Yellow). Ist also ein Teil leer, muss man für ein korrektes Ergebnis das gesamte Ding austauschen. Das geht ins Geld und ist nicht wirklich nachhaltig. Dass wir so einen Drucker überhaupt haben geht ein bisschen auf meine Kappe und sobald der nächste dran ist, wird’s wahrscheinlich einer mit Tintentank. Die sind zwar initial teurer, aber im Betrieb deutlich günstiger und effizienter (und sie verursachen viel weniger Müll!). Heute Morgen kam die neue Farbpatrone: Eingesetzt, ausgerichtet und weiter.

zweitens

Zweitens war das mit dem Anschnitt leider nicht so simpel, wie ich es von Großdruckereien gewohnt bin. Generell sagt man, Druckdaten sollten mit drei Millimetern Beschnittzugabe angelegt sein. So kann man problemlos ohne Rand drucken und den Überstand in der Fertigung abschneiden. Entsprechend weiß ich natürlich, wie man einen Anschnitt anlegt und damit arbeitet. Allerdings ist dieser Anschnitt in der Kommunikation zwischen Publisher und Drucker zu oft verlorengegangen. Viel zu oft.

Nachdem der erste Versuch nicht erfolgreich war, habe ich bald auf schwarz-weiß und Entwurfqualität gewechselt. Das Problem bestand vor allem darin, zu begreifen, was genau der Drucker unter „DIN A4 Randlos“ verstand, wie viel vom Dokument dabei auf der Strecke blieb und, was genau Publisher an den Drucker weitergab. Denn natürlich gibt es eine Option, den Anschnitt mitzudrucken. In der Vorschau änderte sich allerdings rein gar nichts, ein rotes Overlay suggerierte mir nur „Dein Dokument ist zu groß für das Papier“. Natürlich, denn da ist ja auch Anschnitt mit dabei!

Gefühlte tausend Versuche später kam ich auf die Idee, den Anschnitt schon in das Design im A4-Format mit einzuarbeiten. So bleibt das übersendete Dokument nämlich gleich groß, aber der Drucker hat mehr Spielraum. Das war des Rätsels Lösung. Und ich hatte nun eine ganz gut gedruckte Hälfte mit weniger Gelb und eine richtig gut gedruckte Hälfte dank der neuen Patrone.

drittens

Drucker drucken mit Tinte auf Papier. Je nach Tinte und Papier erzeugt das eine mehr oder weniger starke Einheit. In meinem Falle war es vor allem die schwarze Farbe, die beim flächigen Druck wieder deutlich verwischte. Deshalb werden Digitaldrucke, die man bei Großdruckereien anfertigen lassen kann, oft mit Folienkaschierung versehen. Das fühlt sich besser an und schützt die Farbe. Sowas könnte ich hier nur mit einem Riesenaufwand und Klebefolie machen, das ist es nicht wert. Da ich aber eh so viele Drucke machen musste, konnte ich die sehr farbintensiven Seiten für die letzte Auflage nochmals anpassen.

viertens

Heftet man dickeres Papier zusammen, so stehen die inneren Seiten im zugeklappten Zustand etwas weiter hervor als der Rest. Das ist rein physikalisch absolut logisch und vorhersehbar. Was man jetzt nicht tun sollte, ist, entweder von Hand zu versuchen, die Seiten mit einer Schere anzugleichen, oder, selbiges mit einer Schneidemaschine mit Schnittrolle zu probieren. Beides gemacht, beides sehr nicht erfolgreich. Und die ersten Tackernadeln habe ich auch an einer unpassenden Stelle reingehauen. Aber das war dann nur die Krönung.

wie es tatsächlich funktioniert

Im Falle unseres Druckers beläuft sich der „Verlust“ beim randlosen Drucken tatsächlich auf ziemlich genau3 mm. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte man diesen Anschnitt in das Dokument mit einarbeiten. Für meine Broschüre, die am Ende als A5 konzipiert ist, habe ich die Seitenränder entsprechend auf 8 mm eingestellt, 5 mm Rand die ich gestalterisch anstrebe plus die 3 mm Beschnitt.

Das Zusammenführen der Seiten zu Druckbögen macht Publisher mit Links. Wichtig ist es, für ein gutes Ergebnis, die Qualität auf Optimal zu stellen und für den Duplex-Druck (d.h. Doppelseitig), die Bindung über die kurze Kante festzulegen. Andernfalls stehen die Rückseiten der Bögen jeweils auf dem Kopf.

ob sich das lohnt

Bei meiner Lieblingsdruckerei kostet so eine Broschüre etwa 10€ plus Versand. Die reinen Materialkosten einschließlich der Druckertinte sind bei der Eigenproduktion deutlich niedriger. Worauf man verzichtet ist die (allerdings teurere) Folienkaschierung und den Komfort, dass einem die Arbeit abgenommen wird. Da ich jetzt allerdings genau weiß, wie ich zu einem guten Ergebnis komme, wird der Zeitaufwand für die nächsten Drucke deutlich geringer sein. Wer gerne eigene Broschüren machen möchte: Ich würde es ausprobieren!

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