Du wirst dich nie mehr langweilen.

Letztens suchte ich auf der Social-Media-Plattform Tumblr nach Designs für mein Lieblingsspiel Animal Crossing. Da ich Tumblr so gut wie nie verwende, habe ich dort auch keinen Account und wie es für große Anbieter typisch ist, wollten sie das natürlich von mir. Der Schriftzug auf dem Pop-Up geht mir aber nicht mehr aus dem Kopf:

„Du wirst dich nie mehr langweilen.“

Tumblr Registrier-Aufforderung

Vorweg: Nein, ich habe immer noch keinen Account. Und nein, ich habe mich seither vermutlich keine einzige Sekunde gelangweilt. Und nein, ich bin mir nicht sicher, ob ich das gut finde…

Meine Generation, die „Generation Z“, ist mit dem Internet aufgewachsen. Diesem ungreifbaren Netzwerk aus Gedöns aller Art, mit dem wir uns die Zeit vertreiben, produktiv, kreativ oder sonst was sein können. Wir sind es gewohnt, dass da immer etwas zu tun, zu lesen, anzuschauen ist. Wir sind es gewohnt, non-stop zu konsumieren.

Und hier sitze ich, überbrücke eine Wartezeit indem ich A) diesen Blogbeitrag schreibe und B) nebenher Musik höre. Es ist ja nicht einmal mehr so, dass eine einzige Beschäftigung reichen würde. Wir sind der Meinung, dass wir mehrere Dinge gleichzeitig machen können und machen das daher natürlich auch. Und mir ganz persönlich geht es mittlerweile so, dass ich mich selbst stresse, weil ich mit all den Büchern, Serien, Filmen, Artikeln und Videospielen nicht hinterherkomme. Ganz abgesehen davon, dass ich noch eine Menge anderer Hobbies außer „Konsumieren“ habe…

Es geht um meine Freizeit, die sollte doch eigentlich entspannt und in gewisser Weise auch frei sein. Vor geraumer Zeit war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich versucht hatte, mir eine Art Stundenplan für meine freien Momente am Tag zu machen. Es war schrecklich. Dieses „Problem“ (und das muss eines der aller luxuriösesten von allen sein) habe ich bis zu dieser Sekunde noch nicht im Griff. Ich bin dem Content ausgeliefert.

Die schlimmste Konsequenz des Ganzen ist eigentlich, dass ich oft keine Entscheidung treffen kann. Und dann siegt im Zweifel: YouTube. Ich schaue belanglose Dinge an und mache nichts von dem, was ich eigentlich tun möchte. Weil die Liste zu lang ist, als dass ich schnell eine Entscheidung fällen könnte.

„Du wirst dich nie mehr langweilen.“ – damit das eintrifft, brauche ich Tumblr nicht.

Mit meinem Vater sprach ich einmal über den Zustand der Langeweile und, dass er sich in seiner Kindheit viel gelangweilt hat. Und in gewisser Weise fehlt mir das vielleicht: Draußen sitzen und nichts tun. Die Vögel kennenlernen. Auf weißen Wolkendrachen ins Fantasie-All davonfliegen. Ausharren und Stille ertragen – letzteres fällt mir unheimlich schwer. Im Endeffekt habe ich es ja selbst in der Hand, aber irgendetwas anders hat mich im Moment noch in der Hand…

Hier bin ich, 17 Jahre alt, im Bett mit meinem Computer, der so dünn ist, dass ich ihn per Maxibrief verschicken könnte. Und der so leistungsstark ist, dass er besser weiß, was ich tippen möchte, als ich selbst. Mit ihm schiebe ich diese Worte hinaus in die Welt…

Wenn ich mir so selbst zuhöre, dann scheint es irgendwie zu stimmen:

„Du wirst dich nie mehr langweilen.“

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